11 Juli 2009

Badile - Nordgrat

Noch am Nachmittag nach der Kletterei am Albigna wollten wir das gute Wetter für etwas längeres Ausnützen und so gings ins traumhafte Bondascatal weiter.
Ziel wäre die Cassin am Badile gewesen. Zwar noch bei kühlen Temperaturen, aber mit viel Sonne. Ursprünglich wollten wir im Bus noch Essen um dann am Abend noch auf die Hütte zu laufen. Aber nach dem guten Essen und dem Bier in der Hand hatte keiner mehr von uns beiden so recht lust, jetzt noch raufzulaufen. So entschieden wir uns, die 600hm zur Hütte auf morgen Früh zu verschieben ;-)

Um 4 Uhr stolperten wir noch schlafdrunken den Weg zur Sasc-Furä rauf. Während es dämmrig wurde, standen im Westen schon die ersten Wolken schlange - hätte es nicht ein wolkenloser Tag mit maximal ein paar Cirren sein sollen?!? Aber wird bestimmt noch und bis jetzt ist der Gipfel frei... ;-)
Nachdem wir nach 3h am Sattel angekommen sind, kam die große Enttäuschung: die Querung zum Einstieg der Cassin wäre eine ziemliche Harakiri-Aktion geworden, dessen Risiko wir beide nicht eingehen wollten. Zumal es schon mal vorkommt, dass der Serac eine Seilschaft mitnimmt...
Eine andere Seilschaft hat es an dem Tag geschickter gemacht: die sind über den Gletscher und dem Originaleinstieg eingestiegen...
Na gut, jetzt sind wir schon mal hier - also dann die Nordkante. Schaut auch recht gut aus.
Die untere Hälfte sind wir alles seilfrei geklettert. Ausserdem kam wieder die wärmende Sonne raus.
Ab der etwas schwierigeren zweiten Hälfte kam dann das Seil doch aus dem Rucksack raus ;-) Bemerkenswert an der ganzen Tour ist dann doch, dass sie ob der geringen Schwierigkeit über die gut 700hm kaum brüchige Passagen aufweist und die Kletterei durchaus genial ist.

Flo baut die letzte Zwischensicherung ab...
...ehe wir nach 4h auf dem Gipfel hocken.
Da wir keine Lust auf den Umweg über die Südseite hatten, gings den Nordgrat wieder runter: 1200m abklettern und abseilen - yeah!
Mal schaun ob wir rauf oder runter schneller sein werden...

Bald stehen wir wieder unten - nur noch zweimal abseilen. Inzwischen haben wir an einer Dreier-Seilschaft vorbeigeseilt, welche die Tour im Expeditionsstil mit Walki-Talkies anging. Desweiteren war noch eine weitere Seilschaft, bei der die Vorsteigerin mit einem breiten Grinsen ihren Sturz in den Normalhackl quittierte - und munter weiterstieg :-)
Geschafft! Sogar unsere Aufstiegszeit konnten wir um 15min unterbieten. Jetzt auf zur Hütte und zum Bierchen...
Auch die Schneefelder, welche in der Früh im Hartgefrorenem Zustand mit Turnschuhen (und immerhin einen Pickel) recht spannende waren, konnten nun im aufgeweichten Zustand gemütlich abgerutscht werden...

Auch wenn's mit der Cassin nicht klappte, so konnten wir uns trotzdem über eine super Tour auf den herrlichen Badile freuen. Next time...

Facts
Badile Nordkante (700hm, 5a, ~1200m Kletterstrecke)
Bergell

Klassische Gratkletterei, die den Ruf als eine der Schönsten besitzt. Wir waren ziemlich begeistert!
Durch die gebohrten Stände und den zahlreichen Zwischenhacken (BH, NH) kann die Tour auch recht schnell abgesichert werden.
Alle anderen, welche wir auf der Hütte noch angetroffen hatten, planten den Abstieg nach Süden. Beim nächsten mal werden wir wohl trotzdem wieder abseilen. Zwar wird das obere Stück bis zum ersten Ring am Besten am laufenden Seil abgestiegen, danach kann aber mit etwas Umsicht gut abgeseilt werden. Hier ist es wohl am sinnvollsten, den Ersten abzulassen, da es so bestimmt weniger Probleme mit dem Seil gibt.

Material: 60m-HS, Satz Friends klein - mittel, Steigeisen oder mind. Pickel für den Zustieg!

Wir brauchten 3h Stunden vom Parkplatz bis zum Einstieg. Als Tagestour kommt man so auch auf seine +2000hm. Alternativ für die meisten Touren wäre noch ein Biwak am Einstieg oder das Zelt auf den Hängen oberhalb des Wanderweges zur Sciora aufzubauen.
Über den Weg zur Sciora gelangt man auch auf den Gletscher, welcher zum östliche Teil der Badile-Nordwand bzw. auch zum Cengalo-Nordpfeiler führt. Liegt noch Schnee in der Querung (heuer bestimmt noch länger...), ist diese Alternative bestimmt die Sicherere.

Topo: Schweiz plaisir Süd - Filidor Verlag