14 Dezember 2009

Renkfälle / Pfrosl-Kopf

Mal schaun, ob es schon irgendwo Eis gibt?!? OK, entweder im Gefrierfach des heimischen Kühlschranks oder besser, an den Renkfällen. Die letzten Jahre standen diese bereits ziemlich Massiv schon ab Anfang Dezember - heuer fiel der erste Eindruck etwas ernüchternder aus. Zwar standen schon die meisten Linien, aber weit weniger Massiv als gewohnt.


Aber für den Klassischen wars OK. Die anfänglichen Frage: mehr feucht als kalt oder mehr kalt als feucht ergab sich auch bald... Feucht wie kalt - oder nix mehr gewöhnt ;-)







Es fehlte eigentlich nur noch das fast obligatorsche Shampoo. Nun durften wir uns den Weg zurück zum Einstieg mittels schwimmähnlichen Bewegungen durch den Pulver erarbeiten.
Eigentlich macht man das doch nur alles, um endlich mal wieder ausgiebig im Schnee rumzutollen ohne dabei aufzufallen :-)
Nach einer heiß-kalten Nacht auf der Anton-Renk-Hütte erwartete uns ein traumhafter Tag. Eigentlich zu schade zum Eisklettern und für diesen Fall hatten wir die langen Latten dabei.
Wir machten uns auf eine Erkundungstour in die Gegend hinter der Hütte, die bislang nur auf der Karte existierte. Nach dem ersten Hang gelangt man in ein flaches Hochtal, von dem aus eine handvoll Gipfel mit Ski angegangen werden könnten. Der Gemütlichste war heut unser Ziel. Hätte es aber etwas mehr Schnee und gleichzeitig stabile Verhältnisse, könnte man sich hier durchaus in steilen Flanken und Rinnen austoben. Und bestimmt ist hier nix los...






Wieviel steile und geile Gipfel sich doch hier auf beiden Seiten des Kaunertals verstecken! Wird auf jeden Fall mal vorgemerkt und die ein oder andere mögliche Linie ist schon erspäht worden... Aber erstmal kommt die große Freude: unverspurter Powder über beide Ohren :-)







Lediglich der Südhang nach der Hütte blieb unserem Belag in unangenehmer Erinnerung... Hier fehlte großteils doch jegliche Unterlage. Na ja, man muß ja zu Hause wieder was zu tun haben.

Facts
Pfrosl-Kopf (1000hm)
Kaunertal / Ötztaler Alpen

Anton-Renk-Hütte -> Fallende Bach Kar -> Pfrosl-Kopf
Schöne, leider teils recht flache Skitour mit super Gipfelhang.

Weitere Skimöglichkeiten:
- Zirmes-Spitze mit Nordabfahrt zur Stalanzalm
- Innere Riefenkarspitze

Übersicht Renkfälle

01 November 2009

Grand Jorasses: Croz Pfeiler - Grand Pillier d'Angle: Cecchinel-Nominé / Boivan-Vallencant

Café-Runde oder doch General Suffering?

Schon lange spechteten David und ich auf ein verlängertes Wochenende in Chamonix, bei dem Zeit, Wetter und Verhältnisse passen sollten. Zur Akklimatisierung die Slowenen-Route am Croz-Pfeiler, danach rüber zum Pilier d'Angle zur Cecchinel-Nominé. Unser Plan wurde von Freunden bislang nur mit einem spöttischen Lächeln quittiert - wir wollten es aber einfach mal versuchen. Irgendwann kam dann aus unserer Ferndiagnoseeinrichtung aus dem Bauch grünes Licht. Kurz vorher gesellte sich noch der Flo hinzu. Also ein flotter Dreier und überhaupt konnte man sich dann das Gepäck besser aufteilen und sich beim warten am Stand besser die Zeit vertreiben. Aber was wird für die vier geplanten Tag mitgenommen?!? Packrätsel und -tetris an der Zahnradbahn nach Montenvers...
Während es unten doch recht kühl war...
...war der Zustieg zur Grand Jorasses nur im T-Shirt möglich.
Herbstliche Inversion :-)

Unser Biwak richteten wir ganz gemütlich direkt in der Einstiegskluft ein. Was wir nicht bedachten: die nächtliche Spindrift bestimmte stark die nächtliche Liegeposition und sorgte für regelmäßige Abkühlung bzw. einer einseitigen Nacht - mit dem Kopf zum Tal gings...

Flo bereits im mittleren Eisfeld. Bis hierher sicherten wir die letzten zwei Längen, der untere Teil lies sich bestens im Trittfirn klettern.
Inzwischen erläuchtete die Sonne auch schon die Aiguilles.
Wow, der Felsriegel unterhalb des letzten Eisfeldes. Etwas gruselig sah er erstmal schon aus...
...aber er bot drei Längen geniale Mixedkletterei über dünnes Eis und schönen Fels.
Jetzt kam der letzte Akt. Über eine Rinne gings links hoch zu einer kleinen Scharte zurück an den oberen Croz-Pfeiler. Zuerst schöne Felskletterei, danch noch leichtes Kombigelände...
...ehe wir über ein Bandl unter dem steilsten Teil nach rechts querten. Irgendwie wars im Führer etwas verwirrend beschrieben, aber es löste sich doch recht gut aus.
David spielt sich in der letzten schweren Länge: WI4-Dünneis mit mässiger Absicherung. Kann aber alles weggestanden werden...
In der Scharte rechts unterhalb der Pointe Croz erblickten wir zum ersten mal die Sonne. Schnell eine Länge abgeseilt und erstmal eine verspätete Mittagspause eingelegt. Ja, äh, dort drüben wollten wir dann morgen hin?!?!
Der Abstieg von der Grand Jorasses nach Süden gestaltete sich im oberen Bereich durchaus als trickreich: der direkte Abstieg gen Tal führte reichlich indirekt über den Gletscher.

Aufgrund des nicht vorhandenen Wassers auf dem Rif. Boccaletta zogen wir weiter ins Tal. Wir hegten noch Hoffnungen auf eine Pizza, schließlich waren wir doch in Italien. Na ja, es kam nur noch zu einem Bier, denn in dem kleinen Kaff Planpincieux war echt nix mehr los. Dafür wurden wir bei der Suche eines überdachten Schlafquartiers fündig, inklusive fliessendem Wasser und Schlitten...
Am nächsten Morgen humpelten wir die erste halbe Stunde runter zur Seilbahn rauf zur Turiner Hütte. OK, wenn schon keine Pizza in Italien, dann wenigstens ein Cappocino!
Eine halbe Stunde später standen wir dann auf dem Highway im Hochgebirge. Leider war damit bald Schluss: T-Kreuzung mit Feldweg... Der Hauptweg ging zur Tour Ronde, ein kleiner Teil zum Capucin und eine verblasen Spur Richtung Cirque du Maudit. Keiner Unterwegs bei dem genialen Wetter?!?!?
Na gut, dann wird doch selber gespurt. Am Col Moore kam unsere Ziel dann zum ersten Mal ganz ins Blickfeld: so viele schöne Eiscouloirs!
Jetzt trennte uns nur noch eine knappe Stunde vom Col zum Einstieg. Ausgerechnet jetzt kam die Sonne hinter den paar Wolken hervor. Alles Gute kommt von oben. Aber nicht alles, was von oben kommt tut auch gut... So gaben wir Gas, kletterten schnell vom Col hinab auf den Gletscher, schnell noch über die Eisbrocken von weit oben und schon standen wir wieder im Sicheren.
Ganz im linken Teil stiegen wir ein und mussten erstmal über den ganzen Brüchen zum Einstieg rüberqueren. Wird dann in die richtige Rinne eingebogen, folgen absolut geniale Eismeter in einem gigantischen Ambiente. Wie wir es uns gewünscht hatten...
Irgendwann wurds dann doch richtig steil. Flo gibt sich den kurzen Eisschlauch, bei dem wir nun zwei Möglichkeiten hat: a) am Ende der Stufe im lockeren Schnee baden und beten oder b) lieber dann doch die Hakl im linken Riss für eine kurze 4m A1-Einlage verwenden. Ging so deutlich besser!
Nach einer weiteren Länge verliessen wir die markante Rinne und durch schönes Mixedgelände erreichten wir bei langsam verblassendem Tageslicht die Ausstiegsvariante der Boivin-Vallencant.
Über vier schöne Eis-Längen kam schliesslich das Firnschild und dann kletterten wir nicht nur dem Mond entgegen, sondern auch dem Ausstieg.
David kannte noch vom Vorjahr einen herrlichen Biwakplatz am Gipfel des Pilier d'Angels auf der Freney-Seite: geebnete Liegefläche für drei Personen, Blick vom Wallis übers Mittelmeer zu den Freney-Pfeilern und alles schön geschützt überdacht. Lediglich der Wasser- bzw. Schneeanschluss wäre zu verbessern... Aber wir wollen uns jetzt nicht beschweren.
Am nächsten Morgen warteten nur noch knappe 600hm und ein gemütlicher Abstieg zu irgendeiner Bahn auf uns. Denkste...
Der obere Peutery-Grat war richtig Blank, so dass wir uns doch wieder fürs Seil entschieden. War zwar etwas langsamer, aber auch nervenschonender. Doch der zeitlich limitierende Faktor war jetzt wohl eher die Höhe und, ja äh, unsere etwas ausgelaugten Haxn... ;-)
Nach 4.5 h Standen wir endlich gaaaaanz oben. Wenn das mal kein guter Schnitt ist? 130hm in der Stunde...
Auf den Weg rüber zur Midi mit seinen Gegenanstiegen hatten wir alle keine Lust mehr. Also hopp, runter über den Bosses-Grat auf der Autobahn. Einer der wenigen Menschen, die wir trafen eröffnete uns bereits am Vallot-Biwak, dass auch die Zahnradbahn nicht mehr ging.... An der Gouter-Hütte überlegten wir uns bei einem Süppchen, wie wir es anstellen konnten, uns den Abstieg zu ersparen. Die Helis waren hier doch eh umsonst... Schade, einen richtigen Vorwand konnte keiner liefern, also weiter...
Nach fast 4000 Tiefenmetern und 4.5 h später kamen wir dann doch endlich in Les Houches an. Während wir auf den Bus zurück nach Chamonix warteten, konnten wir unseren ersten Hunger in dem kleinen Laden gegenüber stillen. Nachdem der Bus schon 20min Verpätung hatte, stellten auch wir endlich fest: kein Service an Sonntagen - wie z.B. heute... Taxis hatten heute auch keine Lust zu fahren, so wurde David von einem anderen Kunden in der Boulangerie nach Chamonix gefahren, um dort das Auto zu holen. Merci!!!!
Angesichts unseres Zustandes zurück in Chamonix und der verdrückten Mengen an Mokka-Saft war die Aktion doch eher dem General Suffering zuzuordnen ;-)

Facts

Slowenen Route / Croz-Pfeiler (V 5.M, 1000m)
Grand Jorasses

Wohl inzwischen die "klassische" Nordwandroute im Winter am Croz-Pfeiler. Sie bietet in den unteren 2/3 richtig gute Eiskletterei garniert mit kürzeren, steileren Passagen. Oberes 1/3 dann zurück am Croz-Pfeiler (Slowenen-Ausstieg sah noch uneinladender aus...). Zwei Längen nach der markanten Scharte querten wir über ein kleines Bandl in eine Rinne nach rechts, über die man super auf den Gipfelgrat gelangt.
Ab hier wird 4/5x abgeseilt und dann den Normalweg runter.

Material: 6 kürzere und mittlere Schrauben, 1 Satz Link-Cams, C3s, 8 Expressen, 50m-Seile
Zeiten: Zustieg: 5h - Biwak: 12h - Wand: 9h - Abstieg: 6h

-> Video auf TVMountain.com der Tour


Cecchinel-Nominé - Boivin-Vallencant Var. (V 5/A1.900m)
Grand pilier d'Angle

Durch den abgelegenen Zustieg bieten die Touren an dieser Ecke des Mt. Blanc's ein tolles Ambiente. Vor allem wenn man dann mal live am Col Moore der geniale Nordwand des Pilier d'Angels gegenübersteht und die ganzen Eislinien sieht, kommt Freude auf.
Diese Routenkombination verbindet geniale Eiskletterei mit einem sicheren Durchstieg, da man sich hier immer weit genug aus der Schusslinien des oberen Gletschers befindet. Als Krönung (für die Pumpe...) führt der Weg zurück ins Tal über den Mt. Blanc...

Material: 6 mittlere und kürzere Schrauben, 1 Satz Link-Cams, 8 Expressen
Zeiten: Zustieg: 4h - Wand: 9h - Biwak: 7h - Mt. Blanc: 4.5h - Tal: 4.5h

-> Video auf TVMountain.com


Topos: Neige, Glace et Mixed - Francois Damilano, Vol. 1 + 2