26 April 2010

Monte Rosa Ostwand - Marinelli-Couloir

Endlich ging sich diesen Winter beim Flo und mir doch noch ein gemeinsamer Ski-Trip aus. Mit dabei war noch Pedro und gemeinsam wurde noch über verschiedene Ziele diskutiert. Nachdem Edi's und Arne's Bericht von der Monte Rosa Ostwand vor ein paar Tagen sich recht vielversprechend anhörten, machten wir uns auf den Weg nach Macugnaga. Dort am Abend angekommen - Regen...
In der Früh: bewölkt. Na super, da lag der Meteo wieder reichlich daneben! Aber noch während dem Frühstück zeigte sich, dass es nur die Bewölkung im Tal war. Also nix wie los!
Dank der Piste gings gleich vom Parkplatz mit Ski los - der Ostwand entgegen.
Ist halt eine Ostseite - reichlich heiß wurds dann auch beim Aufstieg zum Marinelli-Biwak.
Mit den Ski bis vor die Tür - so fein hätten wir es uns nicht gedacht. Jetzt stand uns erstmal ein fauler, kulinarischer Nachmittag bevor :-)
Leider kamen ab Mittag die ersten Nebelwolken - und auch in Folge sah es eher nach Cumulus- als nach Quellbewölkung aus... Sah so bestes Bergwetter aus?!? Aber das Tonband bestand auf eine klare Nacht und bestes Wetter am nächsten Tag... Dann lieber ab in die Hütte, schön aufgekocht mit Zuerst Tomatensuppe, dann Hähnchen mit Pasta in einer Sahnesauce, Balkanreis mit Rindfleisch und als Nachspeise eine Mousse au Chocolat. So lässt es sich leben - mit Katadyn :-)
Um 2Uhr wurde das Mitternachtsmahl nachgeholt - fast genauso vielfältig wie das Abendessen. Kulinarisch waren wir bestens versorgt. Und auch alle Wolken waren weg :-)
Man musste vorsichtig sein beim nächtlichen gestapfe: nicht einschlafen bei der Monotonie des Hinterherstapfens. Aber spätestens beim Spuren gings dann wieder...
Irgendwo oberhalb des Imseng-Rückens ein Päuschen...
Bei der Wahl der richtigen Abschlussrinne viel die Wahl auf die Falsche. Wir kamen etwas oberhalb des Silbersattels durch eine etwas steilere Rinne raus. Auch wenn die Rinne entlang des Ostpfeilers der Dufourspitze so ausschaut, als ob sie sich in den Felsen verläuft - es täuscht ;-)
Pünktlich nach 5h kam der Handschlag am Grat - mit leicht müden Haxn von den 1400hm Gestapfe...
Freerider vs. Alpinist - Ausblick von der Dufour auf Flo und Pedro. Ich wollte mir den Abstecher auf den Gipfel noch gönnen. Wer weiß, wann man hier mal wieder vorbeikommt?!?
Flo am Start: ab dem Silbersattel erwarten uns nun 3200hm Abfahrt :-) Voll im Plan um 8:30Uhr gings los - auch bevor die Schlange von der zermatter Seite auftaucht, die sich unten bereits raufschlängelten.
Die linke Rinne führt direkt zum Silbersattel, raufgestapft sind wir die Mittlere...
Zwar hatten wir für die Abfahrt nicht unbedingt die besten Verhältnisse, dafür entschädigt aber das gewaltige Ambiente der Ostwand!

Bald danach tauchten wir in den frühzeitigen Nebel ein. Bei reduzierter Sicht und harten Schnee suchten wir uns durch. Nach 500hm kamen wir dann wieder raus und hier leistete die Sonne schon volle Arbeit. Kurz am Biwak vorbei, die deponierten Sachen eingepackt und gleich weiter ins Tal, so lang es noch so gut geht.
Um 10Uhr dann am Parkplatz bei Cappo und Bier zur Feier des Tages...

Facts
Monte Rosa Ostwand - Marinelli-Couloir [2100hm, 35-55°]
Wallis

Äußerst beeindruckende Wand - hat vielleicht auch die höchste Wand der Alpen an sich?!? Egal in welcher Route, ob mit oder ohne Ski - dieser Ausflug lohnt auf jeden Fall. Und wenn man früh genug zur richtigen Jahreszeit dran ist, hält sich das Risiko für eine solche Tour durchaus in Grenzen. Krönung ist dann noch die Skiabfahrt, welche ganz oben und neben den Seracs am steilsten ist. Der Rest geht dann nur noch gewaltig in die Haxn.

Noch ein paar (teils bekannter) Tipps:
  • Früh dran sein: sowohl im Aufstieg zum Biwak als auch für den Rest! Ich denk, allerspätestens sollte man - je nach Jahreszeit/Wetter - gegen 10Uhr oben sein, respektive die Abfahrt um 9 - 10Uhr begonnen haben!
    Scheint nicht immer so klar zu sein: als wir Mittags am Biwak waren, sind gegen 12Uhr noch vier die Rinne runter. Wären sie mind. 5min später dran gewesen, hätten sie die Abfahrt mit der Lawine beendet...
  • Marinelli-Biwak: Gas und Kocher sind oben. Töpfe, Schalen, Feuer, Kerzen und Speck, Bier auch (noch...). Fürs Besteck entweder Eigenes oder Spülmittel mitnehmen.
    Decken, Matratzen gibts reichlich - für ein paar Leut. Wobei ein leichter Schlafsack bei den klammen Decken angenehmer sein kann.
  • Verflixte Heli-Skifahrer: leider gibts hier genug Faule, die sich mit der Abfahrt rühmen wollen und sich rauffliegen lassen. Die landen meist gegen 9Uhr - noch ein Grund, vorher oben zu sein oder die Abfahrt zu starten ;-)
  • Wir haben's getestet: bei labilen Wetter bilden sich recht bald nachhaltige Quellwolken - nur zur Info ;-)
  • Man kann das Couloir auch ohne den Umweg zum Biwak gerade runter abfahren. Unten dann nach rechts durch den kurzen Bruch rausqueren. Hierbei besser nicht die Sachen auf der Hütte lassen, sondern diese nach der Querung ins Couloir deponieren.
  • Unsere Zeiten zur Planung:
    - Macugnaga -> Marinelli-Biwak: 4h
    - Biwak -> Silbersattel: 5h + 0.5h Abstecher Dufourspitze
    - Abfahrt Silbersattel -> Parkplatz: 1.5h
  • Noch eine kleine Vermutung: Jahreszeitlich ideal für eine Abfahrt könnten Ende März / April sein, sofern keine blanken Passagen. Mai eher wieder schlechter -> "fauliger" Schnee. Dann tendenziell gleich im Juni - aber halt mit viel Ski tragen verbunden...
Eine detaillierte Beschreibung gibt's hier.

17 April 2010

Watze (Ötztaler Kaunergrat)

Unser ursprünglicher Plan - wie so oft - in das Mekka der alpinen Eisklettereien zu pilgern schrumpfte gen Wochenende immer mehr: Wetter und Arbeit vereitelten unsere Pläne. Aber bei uns ist's ja auch schön :-) Also ab in Pitztal zur Watze.
Ursprünglich wollten wir uns mit'm Edi und Arne am Parkplatz treffen - von denen fehlte jedoch jede Spur. Nach einer guten Stunde kam der Anruf von den Zweien...
Langsam rissen die Wolken auch immer mehr auf. Wird's doch noch sonnig!?!
Heiss gehts her am mittleren Gletscherkessel des Eiswegs. Aber super Ambiente und bis auf drei weiteren Tirolern war bislang niemand zu sehen.
Auf das obere Becken gehts linkerhand durch eine Rinne ohne größere Schwierigkeiten. Nur merken wir entweder die Höhe oder unseren Schnellstart. Irgendwas hakte da im Antrieb... ;-)
Mit den Skiern noch hoch bis zum Anfang des Felsgrates. Der Fels lies sich prima Klettern. Nervig waren eigentlich nur die Schneeverhältnisse, wenn man mal wieder im aufgebauten Schnee versank.
Jetzt lichteten sich wirklich fast überall die Wolken. Eigentlich scheint doch eh immer die Sonne. Höchstens, wenn der Berg zu niedrig ist ;-)
Laut Gipfelbuch waren wir heut sogar die Ersten in diesem Jahr hier oben!?! Gibt's des? Leider hielts uns der frische Wind nicht besonders lang hier oben. Beim Abstieg trafen wir noch neben den drei Tirolern Edi und Arne... - die wollten in der Früh nur nicht spuren ;-)
Sonnen- und Aufwärmpause bei der Abfahrt...

Jetzt noch Klettern? Es viel schwer, sich nach einem Bierchen, Brotzeit, Cappo, ... von diesem sonnigen Plätzchen zu trennen...
Dabei wurde viel gegrübelt über den nächsten Tag. Die Wahl viel auf die Sexi-Gerti und die Hochvernagtspitze. Etwas schneller wich dann am Sonntag die Sonne - quasi noch vor Sonnenaufgang... Aber so schlecht, als dass man hätte umdrehen müssen, wars dann doch nicht. So kamen wir in den Genuß zweier schöner und ganz einsamer Gipfel. Mmmh, Panorama war halt etwas beschränkt...

Facts
Watze [2000hm]
Ötztaler, Kaunergrat

Geniale Tour aus dem Pitztal über den berüchtigten Eisweg (max. 40-45°), welcher aber im Winter eine tolle Skitour abgibt. Geschmückt wird das Ganze noch von einem schönen Felsgrat (Stellen II).
Bin ja nicht so der Fan von Superlativen, aber ein Highlight des Skitourenwinters wird der Berg bestimmt :-)

Beim Eisweg hatte ich immer in Erinnerung, ihn direkt von Unten anzugehen. Allerdings läuft man hier recht lang unter netten Seracs rum - muss nicht sein. Also noch mal auf der Karte geschaut und man kommt von der linken Seite unschwierig direkt auf das mittlere Gletscherbecken.
Am Gipfelgrat zuerst leicht links, dann bald nach rechts über plattigeren Fels auf die Ostseite und den Grataufschwung rechts umgangen... Aber eigentlich ergibt sich's auch von selbst.

Sexegertenspitze, Hochvernagtspitze [1900hm + viele, viele km]
ab Mittelberg zum Taschachhaus und weiter Richtung Ursprungsattel. Vorher rechts abgebogen und zwischen den Brüchen in das Joch zwischen den beiden Gipfeln. Südl. Sexegertenspitze ist eigentlich nur ein Schneekegel, auf die Hochvernagtspitze darf noch ca. 150hm geschottert, äh geklettert werden.
Bei Sicht bestimmt genial.

06 April 2010

Sextener Stein, Östl. Oberbachernspitze (Sextener Dolomiten)

Nach den vergangenen, genialen Skitouren die Frage: Arco, Erto zum Klettern, oder doch noch Dolos mit Ski? Wir entschieden uns doch noch für letzteres. Leider fegte der Wind vom Vortag nicht nur die Wolken weg, sondern auch den schönen Pulver - und brachte dafür mehr lawinenträchtige Hänge, wie wir am Vortag auf dem Weg zum Hochebenenkofel feststellen mussten.
Aber im Fischleintal kamen wir noch zu unserem Spaß.
Kurz nachdem wir unsere Küche im Bus angeschmissen hatten, wurden wir doch noch darauf hingewiesen, daß man am Parkplatz beim Dolomitenhof nicht über Nacht parken dürften. So machten wir es uns erstmal unten in Moos bequem. Aber nachdem sich die Loipe noch durch die teils grünen Wiesen schlängelte, machten wir uns am nächsten Tag gleich von hier auf den Weg...
Nach einem reichlichen Hatscher zur Talschlußhütte (hey, fast wie im Karwendel...) gings endlich etwas mehr in die Höhe...
Der Einser, der Verräterrische. Schmeißt der doch tonnenweise Steine über seine Nordwand - mitten über die Tour! Wir liesen ihn dann einfach links liegen auf dem Weg zum Sextener Stein.
Im Hintergrund die Oberbacherspitzen, welche bequem über das rechte Büllelejoch erreicht werden können.
Ja da kommen sie raus: die Zinnen...
Noch ganz allein am Sextener Stein. Unten kommen aber schon die nächsten Pilgerer...
Statt direkt runterzufahren, gings nach einer kurzen Abfahrt noch rauf auf's Büllelejoch...
...und rüber zu den Oberbachernspitzen.
Jetzt waren wirklich nix mehr los. Richtung Zwölferkofel fuhren wir ab zur Zsigmondy-Comici-Hütte und ab durchs enge Bacherntal zurück in die Zivilisation. Und zwischendurch genossen wir immer wieder die geniale Kulisse bei der Abfahrt...

Unten im Pustertal begrüßte uns schon das grüne Frühjahr. Vor ein paar Tagen war hier noch Schneechaos...

Facts
Sextener Stein [1200hm], Oberbachernspitzen [+500hm] + x km...
Sextener Dolomiten

Trotz allem Trubel: der Talschluß des Fischleintals ist wirklich beeindruckend! Genauso die beliebte Skitour die eines der klassischen Dolomitenpanoramen auf die drei Zinnen bietet. Von hier gelangt man gut auf die Oberbachernspitzen und kann noch in genialem Ambiente die Abfahrt durchs Bacherntal zum Fuß des Zwölfers genießen. So kommt man zu einer super Rundtour...

Wenn die Verhältnisse passen und man ein paar Höhenmeter sammeln will könnte sich folgende Runde anbieten: Dolomitenhof - Schusterplatte - Oberbachernspitze - Hochbrunner Schneid - Dolomitenhof. Next time... ;-)