Hoher Göll - Ostwand
Ein langer Traum von mir war es, mal die Ostwand vom Göll abzufahren, welcher aber irgendwie in Vergessenheit geraten ist. Bei einem Telefonat letzte Woche meinte der Andi, das die Verhältnisse in der Ostwand derzeit wohl recht gut wären. Schon formten sich die ersten Ideen, diese am Wochenende endlich mal anzugehen...
Am einsamen morgendlichen Aufstieg übers Alpeltal zum Hohen Göll begleiten mich der Watzmann und der Hochkalter.
Mein Plan war eher untypisch für einen Ostwandaspiranten: schneller und gemütlicherer Aufstieg übers Alpeltal, die Ostwand rechtzeitig runter und zu hoffen, irgendwie vom Rossfeld zurück zum Auto zu kommen. Ausserdem musste ich so nicht noch früher in München losfahren und zudem hatte ich so kein Problem den Steig im Dunkeln rüber in den Freithof zu finden. Ausserdem würde ich so weniger Zeit in der Wand verbringen, falls sich doch mal was Weisses von oben durch die Sonnenstrahlung lösen sollte.
Endlich kurz vor'm Gipfel die Sonne nach dem schattigen Alpeltal...
Etwas makaber dieses Sprücherl...? Zumindest kann man auf der Rückseite ablesen, dass man sich dann tatsächlich auf dem Hohen Göll 2522m über dem Meer befindet :-)
Ausserdem erleuchtet die Sonne so schön den (synthetischen?) Bergkristall im Kreuz - ein sehr gefühlvoller Ort hier oben...
Aber zurück zu unserem Skivergnügen: von diesem gefühlvollen Ort hat man auch einen super Einblick in die Einfahrt zur Ostwand. Schaut erstmal ganz schön steil aus... Doch in der Draufsicht schaut eh alles viel steiler aus.
Am Gipfel noch meditativ auf die Abfahrt vorbereitet, machte ich mich auf den Weg zur Einfahrt. Voller Konzentration holte mich dann einer meiner beiden Skier wieder zurück in die Gegenwart - er wollte wohl lieber alleine übers Alpeltal abfahren. So ein sch..., ausgerechnet heut haut der Ski ab... Aber nach gut 50m hat er dann doch zwischen den Felsen eingefädelt - noch mal Glück gehabt. Etwas ausser Atem von dem Intermezzo starte ich enldich die Abfahrt.
Diese Jungs haben die Aufstiegsvariante gewählt. Wenn man nach der Hangkante die Querung und die nachfolgende Passage überwunden hat, kann man sich für den Rest der Abfahrt entspannt zurücklehnen.
Kurzer Blick rauf vom Mittelteil aus: alle felsigeren Passagen werden im Zweifelsfalle immer im Abfahrtssinne links umfahren.
Nun bei Tageslicht war es dann auch kein Problem mehr, den kleinen Steig zurück zum Eckersattel zu finden, wo man dann auch gleich an den bevorstehenden Grenzübertritt erinnert wird.
Vom Eckersattel querte ich rüber zur Abfahrt vom Purtscheller-Haus, kam noch in den Genuss von ein paar weiteren schönen Firnmetern, ehe ich an der Rossfeld-Straße zum stehen kam. Dort packte ein BGLer gerade seine Ski - und glücklicherweise wenig später auch mich ins Auto :-) So kam ich schneller als gedacht wieder zurück zum Auto, sowie an den nun etwas volleren Göll-Parkplatz.
Facts
Göll Ostwand (ca. 800m, < 50°)
Hoher Göll, Berchtesgadener Alpen
Beeindruckende und anspruchsvolle Steilabfahrt von einem genialen berchtesgadener Skiberg. Jedoch sollte man hier seiner Sache sicher sein, da gerade im oberen Teil das Auslaufgelände fehlt.
Eine gute Beschreibungen der Göll Ostwand für den Aufstieg findet sich hier.
Noch ein paar vielleicht hilfreiche Tipps für die Skigemeinde:
- durch die ostseitige Lage sollte eher zeitig abgefahren werden. Ich bin um 9 Uhr gestartet und ich denk es war ein guter Kompromiss bezüglich den Schneequalitäten unten und oben.
- steilster Part ist die Querung und die folgende Passage nach dem Einfahrt. Eine felsigere Passage wird links umfahren, anschliessend biegt man ins finale Kar wieder links ab.
- Wenn man die Wand im Aufstieg begehen will und den kleine Steig nicht kennt bzw. erkundet hat, evtl. noch ein paar hilfreicht Tipps: vom Eckersattel den Hang kurz absteigen, bis man rechterhand auf eine Ansatz einer Forststraße trifft; nun ziemlich horizontal queren, durch einen kurzen Wald und vorbei an einen Jägerstand; nach dem Jägerstand weiter horizontal queren, ein kleines Bachbett wird gequert und anschliessend leicht abfallend zu ein paar freistehenden Lärchen queren; ab hier wird der Steig etwas besser und teilweise sind auch an exponierten Stellen Seile angebracht; auf ca. 1350m erreicht man den unteren Teil des Wilden Freithofs. Also nicht irretieren lassen, wenn der Steig des öfteren runter geht!
- Ein Vorteil, wenn man übers Alpeltal raufgeht ist, dass man sich die oberen Wächten anschauen kann, da von denen eine durchaus beträchtliche Gefahr ausgehen kann, wie hier gezeigt wird.
- Weitere Eindrücke kann man sich im Forum des Salzburger Lawinenwarndienstes holen.