23 Januar 2010

Moonwalk (Sagwand)

Während ich letztes Jahr zum Nikolaus mir am Fels noch einmal die Finger lang zog, entstand in den westlichen Zillertalern eine attraktive und vor allem alpine Neutour vom Albert Leichtfried und Benni Purner. Als ich das Topo dann gleich am nächsten Tag fand, stand ein Ziel für diese Eissaison schon fest.

Nachdem ich mich am Tag vorher mit dem David in den Airgames fürs steile Eis eingeklettert haben und ausserdem die Bedingungen der alpinen Infrastruktur grünes Licht gaben, hielt uns nicht mehr viel daheim. Der Nebeneffekt war, würde alles klappen, so stünde einem gemütlichen Tag daheim nichts mehr im Wege ;-)

Das isser: der Moonwalk im hinteren Valsertal - mit Mond.

Nach der ersten Stufe und der ersten Stapfeinlage wirds spannend. Noch flaches Eis leitet zum nächsten Stand am Beginn der ersten schweren Länge.
Was von unten nach einer schicken Säule aussah, entblößte sich als gar nicht so nett. Fragiles, dünnes und steiles Eis für die nächsten Meter. Zur Schonung der Nerven kam noch ein kleiner Hakl im solideren Fels dazu, dann gings ziemlich pumpig nach oben.

Erste Schlüssellänge war geschafft. Jetzt kommt die Nächste. Eigentlich eine M7-Länge. Vielleicht ist aber nun der Eisvorhang seit Anfang Dezember doch noch etwas gewachsen, da er nun fast unten angewachsen ist. Als Pseudo-Mixed-Kletter zog ich den Eisvorhang der Mixedpassage vor. Dieser war zwar nicht wirklich massiver, als in der vorhergehenden Länge - waren aber erstmal die Füße wieder im Eis, standen nur noch ein paar Meter steiles Eis auf dem Programm.

Nun hatten wir den steilsten Part hinter uns. Jetzt kamen erstmal einige Höhenmeter als Einlage für die WM = Wühlmaus. Stapfen, Wühlen, im Schnee versinken...
Jetzt kann man auch wieder mehr in den Verschnaufpausen die umliegenden Berge genießen, die etwas mehr Sonne boten. Einziger Trost: die zahlreichen Skitourengeher hoch zur Alpeiner Scharte rechts vom Fußstein hatten auch nicht wirklich mehr Sonne...

Die Wühlerei wurde noch einmal für eine lange, steilere Eislänge unterbrochen.
Welche Rinne führt nun durchs finale Mixedgelände zum Ausstieg. Vom Topo her hätten wir die linkere gewählt, unserer Nase folgend stiegen wir in die rechtere Rinne ein.
Sie war die Richtige, was uns der Bolt am Ausstieg nach einer guten 60m-Länge bestätigte.
David am Ausstieg: Sonne kann für Nordwandgesichter richtig weh tun :-) Oder ist es einfach die Freude über die wärmenden Strahlen?
Ziemlich happy waren wir, über diese Tour. Vor allem, dass es noch hell ist bzw. wir eigentlich nur 6h benötigten. So gönnten wir uns noch einen benachbarten Gipfelabstecher.
Die Ausstiegslänge: unten links unsere Spuren, oben am Grat der Ausstieg.


Besonders viel Lust hatten wir nicht, wieder in den Schatten abzutauchen. Hier oben lies es sich super aushalten. Aber was hilfts, schliesslich erwartet einem halt unten die wärmende Sitzheizung auf vier Rädern, die einem zu den leckeren Burgern bringt, die es in der garmischer Lodge gibt...
Nach etwas mehr als einer Stunde standen wir doch wieder unten. Vor allem die kinderfreundliche Methode, am Hosenboden die Schneefelder runterzurutschen sparte unglaublich viel Zeit :-)
11 Stunden später am Auto bemerkten wir unseren Planungsfehler: wir hatten das Abschlussbierchen daheim vergessen. Herzlichen Dank nochmal an die Innsbrucker, die uns hierbei aushelfen konnten!

Facts
Moonwalk (WI6. M6-7, 1000m)
Sagwand, Zillertaler Alpen

Geniale alpine Tour, die wahrlich mit vielen Chamonix-Klassikern mithalten kann! Für alle die auf der Suche nach langem, steilem und alpinem Eis sind und nicht bis nach Chamonix fahren wollen - hier hat man seinen Spaß! Und vor allem ist hier viel weniger los.
Allerdings gäbe es auch noch ein paar Anmerkungen: die Tour verläuft eher durch den in der Karte benannten Wandbereich "Burgsteller"; der Ausstieg am Grat ist NW-lich der Hohen Warte; die 1000m beziehen sich - weil ja Eiskletterei - auf die Länge, weshalb der Höhenunterschied mit ca. 750hm durchaus geringer ist; der gut gemeinte Plug-In für GoogleEarth zum Einstieg stimmt nicht wirklich, wobei der Fall auch nicht wirklich übersehen werden kann; evtl. im Frühwinter nicht so, aber bei uns wäre gut die Hälfte der Rinne Skigelände...

Infos zur Tour gibts auf Albert's Homepage oder hier.

Material:
- 11 Schrauben inklusvie zwei Kürzeren
- C3s #0-2, Satz Link Cams
- 60m Halbseile
- Haken