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11 Juli 2010

Jenseits von Afrika (Gamsjoch / Karwendel)

Nach unserer verfrühten Umkehr in der Zentralen Nord konnten wir noch eine andere, schöne Tour im Karwendel entdecken. Im neuen Panico sind drei Touren an der Nordseite des Gamsjochs drin, die aber bereits in den 90ern erstbegangen wurden. Seitdem aber haben sich wohl nicht mehr viele dorthin verlaufen...
Passend zum Ende der WM 2010 viel die Wahl auf die "Jenseits von Afrika".
Die Wand muss sich erst im Zustieg verdient werden. Vom Ahornboden gehts über einen kleinen, teils exponierten Steig zur abgelegenen Wand. Die Tour verläuft in dem Wandteil rechts des schattigen Teils.
Am schwersten viel uns gleich mal die erste Länge: etwas unübersichtliche Wandkletterei. Aber anschließend wurds immer besser. Immer wieder überraschend, wie die Gesteinsqualität im Karwendel wechseln kann...


Die mit 8+ bewertete Schlüssellänge ist leicht untertrieben. Es waren nur 1.5m, für die ich keinen wirklichen Plan hatte. Vermutlich unterschlug das Topo die in der Beschreibung genannten A0- bzw. A1-Stellen... Aber nur 1.5m in einer 500m Wand... ;-)

Wir folgten der Option des Topos und seilten nach der 12. Länge ab. Ab hier wurde die Wand deutlich flacher, der Fels machte einen wesentlich brüchigeren Eindruck und außerdem lockte der weite und zwingende Umweg über den Gipfel nur wenig.

Das Abseilen ging problemlos und mit den 60m-Seilen konnte man einige Längen zusammenfassen. Spannend war dann nur wieder der Fußabstieg runter zum Ahornboden. Umso entspannter waren die letzten flachen Meter ;-)
Facts
Jenseits von Afrika [8+.A0, 500m]
Gamsjoch / Karwendel

Ein kleiner Schatz im Karwendel verbirgt sich auf der Nordseite des Gamsjochs. Die Tour bietet wirklich sehr schöne, steile und gut gesicherte Kletterei in schattigem Ambiente. Optimal also für einen ruhigen und heißen Tag. Das Spannendste ist allerdings der Zu- und Abstieg! Beim Aufstieg folgten wird komplett dem Bachbett mit einigen leichten Kletterpassagen, für den Abstieg hielten wir uns ungefähr an den im Topo beschriebenen Weg.
Es gibt an dieser Wand bislang zwei Touren, jeweils aus den 90ern. Augenscheinlich würde diese Wand noch sehr viel Potential bieten und wenn dann mehr los wäre, würd der Steig bestimmt besser werden. Aber will man dies dann auch wieder?!?

Material: 60m Halbseile, 12 Expressen (wenn in der 8- Länge nicht jede geklippt wird)
Topo: Panico Karwendel - aktuelle 2. Auflage

10 Juli 2010

Zentrale Nord (Grubenkarspitze / Karwendel)

Mit'm Stef wurden für das heiße Wochenende Pläne für schattige Wände im Karwendel geschmiedet. Allerdings kam da am Freitag sehr unerwartet eine Grill-Aktion mit den Herren Augustiner an der Isar dazwischen, die sich etwas zog ;-)
Nach 2.5h Schlaf verstellte sich der Wecker wie durch ein Wunder noch einmal eine Stunde später... Jetzt gings bisserl besser und so fuhren wir in die Eng zur Grubenkarspitze. Teils feucht sah die Zentrale Nord vom Parkplatz schon aus, aber wir wollten es mal versuchen.
 
Schon beim Zustieg stellten wir beide fest, dass wir nicht ganz auf der Höhe waren: Stef hustete sich mit seiner abklingenden Erkältung den Weg hoch und mir lag der übermäßige Fleisch- und Bierkonsum ziemlich im Magen...
However, so kamen uns die ersten feuchten Längen durchaus entgegen, da hier für Erfrischung gesorgt wurde!
Die anfangs feuchte Kletterei wurde trockener, die Sonne dörrte unsere Birne nicht mehr ganz so aus - unser Invalidentrupp kam voran...

 
Obwohl Karwendel, fanden sich hier zu ca. 50% schöne Klettermeter. Aber nun kam das Highlight - skeptischer Blick vom Stef nach oben...
...in die meist feuchte 11. Länge. So auch natürlich bei uns und an freies Klettern auf ein paar Metern in der Verschneidung nicht zu denken: glibbriger, feuchter, moosiger, flechtiger Schlonz...
Aber alles wurde wieder gut!
Immerhin waren wir nun endlich im Schatten. Gegenüber die Eiskarl- und Plattenspitze.
Ach ja, da war bereits eine Seilschaft an der Wand zu Werke, als wir ankamen. Vermutlich in der relativ neuen Route "Die Hölle ist im Paradies". Doch seilten diese bald wieder ab und kamen zu unserem Einstieg rüber. Sie erkundigten sich, was wir klettern und wir erkundigten uns, was sie kletterten. Ja, sie würden die Tour "Im Schatten der Sphinx" an der Plattenspitze suchen... :-] Ganz knapp daneben...
Zumindest wussten wir wo wir waren. Noch zwei Seillängen und dann die große Dusche?!?

Dann die große Dusche!!! Stef in der letzten, sehr schönen Länge vor der letzten 8-. Diese verläuft genau durch den Wasserfall.
Wir sind zu weich... Hätten wir Schnorchel, Badehose, Shampoo und Handtuch dabei, wär's kein Thema gewesen, in unserem Leichtgepäck war ähnliches nicht zu finden. Quasi am Ende der Schwierigkeiten abgeseilt. Immerhin 22 Längen, aber lediglich die Hälfte der Wand...
Ejal, so verpassten wir ein bestimmt nettes Biwak am Gipfel und wir wurden durch die beiden, unterhaltsamen Radiomoderation sowie dem 3 : 2 der Deutschen gegen Uruguay entschädigt.
Also, falls es so ausschaut, als ob der obere Wasserfall fleissig Wasser hat, dann nicht hoffen, die Seillängen ginge wo anders durch. Nein, Mitten durch! Dann lieber auf trockenere Zeiten für den gesamten Durchstieg warten oder wieder abseilen
Facts
Zentrale Nordwand [8-, 1200hm]
Grubenkarspitze / Karwendel

Wohl eine der längeren Wände in den Nordalpen. Auch wenns im Karwendel ist, so ist der Fels hier durchaus gut - zumindest die von uns gekletterte, untere Hälfte. Danach wirds aber ziemlich sicher ein riesen Bruch - dafür auch deutlich leichter (3-4, oben noch eine Länge 5/6). Trotzdem, wer "nur" schöne Längen klettern will, geht besser woanders hin, aber dafür fehlt das geniale Ambiente! Außerdem ist die Absicherung für eine solche Wand direkt entspannend.

Material: 60m Halbseile, ~12 Exen, Cams .75 - 3, Keile, für oben evtl. Hammer + Hakl sinnvoll
Zeiten: Zustieg ab Eng: ~ 1 - 1.5h; unsere Zeit bis zum Abseilpunkt: 6h; Gesamtzeit ca. 12h + x
Topo: Panico Karwendel - passt unten gut, oben dann wohl eh mehr der Nase nach...

27 Juni 2010

Locker vom Hocker (Schüsselkar)

Was für ein Traum: es hat den Anschein, dass die derzeitige mitteleuropäische Regenzeit überstanden ist und dass sich die Sonne sogar an einem arbeitnehmertypischen Wochenende zeigt :-) Yippie!!!
Während wir den Samstag damit verbrachten, oberhalb der Chinamauer eine längere Tour zu suchen um letztlich nochmal die "Sonne hinter dem Nebel" zu klettern - ist immer noch super und die obere A1-Passsage ging diesmal frei (ca. 9/9+, kurzer Boulder) - zog es uns am Sonntag hoch zur Schüsselkar. Schee ist's ja scho wieder!


Am Einstieg der Friedenspfeife wurde aufgrund der nassen, dritten Länge umdisponiert. Yvonne hatte nichts gegen den Güllich-Albert Klassiker Locker vom Hocker und nach 5 Jahren kann man die Tour schon mal wieder klettern ;-)
Irgendwie respekteinflößend war die erste Länge doch wieder, wenn man am Einstieg steht. Aber ist man dann mal gestartet, machts trotz der dicken Arme richtig Laune!

In die zweite Länge wurde ich dann wieder vorausgeschickt. Irgendwie hatte ich sie damals im Nachstieg grausig in Erinnerung. Aber nun löste sie sich richtig gut auf...

Yvonne im Quergang, der zum Stand inmitten des Plattenmeeres führt. Geniales Ambiente!
Nach einem schönen, zu kurzem Riss wartet die plattige Schlüsselstelle. Ein, zweimal gut hingestiegen, schon gehts wieder weiter. Der Rest der Länge ist nur noch genial und löst sich immer wieder super auf. Auch zur Absicherung findet man hin und wieder was gutes.


Nachdem das Band der Spindler erreicht ist, sollte man nicht gleich wieder abseilen. Zwar bietet der 2. Teil nicht mehr die Qualitäten des Unteren - was auch eh schwer ist - aber nach den etwas brüchigeren Passagen kommen noch einige, richtig gute Meter! Diese sollte man sich nicht entgehen lassen.
Nach dem wettertechnisch etwas frustrierendem Frühjahr ist es wieder richtig schön hier oben das Panorama übers Wetterstein und Karwendel genießen zu können. Schnee liegt auch nordseitig weniger als gedacht und ideal für neue Schandtaten :-)
Für den Abstieg wählten wir die Abseilpiste über die Knapp-Köchler - ideal für Gehfaule ;-)
Beim Abstieg noch einmal der Blick zurück: die Locker vom Hocker ist wirklich eine der wenigen Touren, deren Linie einfach ins Auge sticht.
Sorry, ein bisschen kitschige Träumerei darf nach so einem Tag schon sein ;-)
Facts
Locker vom Hocker (8-/8, 250m)
Schüsselkar / Wetterstein

Für mich neben den Pumprissen einer der ganz großen Klassiker der Nordalpen. Nur eben schöner ;-)
Saniert wurden in der Tour nur die Bolts der Erstbegeher: fast alle Stände bis zur Spindler und zwei BH in der 4. Länge. Ansonsten gibts vereinzelt fixes Material à la Fixkeil und Normalhakl. Doch Großteils, wenn auch nicht ganz trivial, lässt sich die Tour meist gut absichern - zumindest überall, wo es schwer wird. Aber der Spindler wirds alpiner, aber immer noch richtig gut.
Zum Abstieg entweder nordseitig rum zum Scharnitzjoch oder wenn nichts los ist, über die Knapp-Köchler abseilen.

Material: mind. 50m (Halb-)Seil, ca. 12 Exen, Satz Rocks, Cams C3 #0 - C4 #3, evtl. 0.5-1 doppelt
Topo: Panico Wetterstein Süd oder hier

30 September 2009

Nordpfeiler - Spritzkarspitze

Grad aus dem Kaiser zurück, kommt ein Anruf vom Andi ins Haus geflattert, weil er noch mal den vielleicht letzten Tag vor der nächsten Kaltfront - und dem ersten Schnee?!? - nützen wollte, um im Karwendel noch was zu klettern. Die anvisierten Touren an den Lalliderern erschienen uns derzeit für eine Tagesaktion ohne Nachtschicht zu lang - oh, wir Weicheier ;-) - und so entschieden wir uns für den Nordpfeiler der Spritzkarspitze, der aus dem großen Ahornboden durchaus beeindruckend rauswächst.

Bis zum Brotzeitstoa gehts gemütlich, danach quert man weglos rüber zur Einstiegsschulter des Vorbaus. Inzwischen erfuhr ich auch, dass so manch hartgesottener Karwendelkletterer diesen Teil als durchaus eindrücklich in Erinnerung hatte bzw. gleich wieder umgekehrt sind...
Der Anfang ging noch Richtig gut - passt scho! OK, net zu früh gefreut. Im letzten Drittel wartet dann doch noch der Spaß... ;-)
Auf der oberen Schulter gehts dann nur noch über einen Grasgrat zum Einstieg hoch. Ha, von wegen nur die Allgäuer hätten so herrliche Steilgrasklettereien im Angebot!
Aber erstmal die ersten Längen in der wärmenden Morgensonne genießen. Kühl wirds noch früh genug, und brüchiger leider auch. Aber in der ersten Längen machts schon mal richtig Spaß!
Inzwischen liegt auch schon die schwierigste Länge hinter uns - und auch der feste Fels... Aber passt no, schließlich kann man in so schönen Kamin-Verschneidungen wunderbar ausspreizen.

Andi startet in den oberen kurzen Quergang. Im Prinzip ist die Linie ziemlich logisch und verläuft immer den absicherungsfreudigen Strukturen hinterher.
Drüben, Richtung Lampsenspitze scheint die Sonne, sonst merkt man deutlich den herbstlichen Sonnenstand.
Ach ja, da war ja noch die letzte Länge... Man kann den Kamin echt gut hochspreizen - aber entsprechend auch schlecht absichern. Hin und wieder wird vom Vorsteiger auch noch ein Steinchen runtergeschmissen, um der aussergewöhnlichen Felsqualität noch Nachdruck zu verleihen.
Danach ist der Teil II absolviert und man befindet sich in dem markanten Schuttkessel. Da der Weg bekanntlich über den Gipfel führt, gehts in Teil III weiter über den Nordgrat. Ein wirklich eindrücklicher Karwendelgrat in tollem Ambiente. Auch wenn der Fels vööööllig unerwartet brüchige Passagen aufweist, hats richtig Spaß gemacht.

Oben angekommen begrüßt uns endlich wieder die Sonne. Auch wenn im Hintergrund der lärmende Ahornboden liegt, so ist es immer wieder gewaltig, auf einem dieser einsamen Karwendelberge zu stehen und die Ruhe zu genießen.
Jetzt folgt noch der Weiterweg über die Eiskarlspitze in die Hochglückscharte. Danach heisst's runterschottern, bis die Knie rauchen. Schöner wird der Abstieg eigentlich nur noch im Winter ;-)

Im Abstieg kommt der Nordpfeiler der Spritzkarspitze wieder ins Bild.
Facts
Nordpfeiler [6+, 470m, Gesamt mit Vor- und Nachbau ca. 900hm]
Spritzkarspitze, Karwendel

Wie heisst's so schön im Panico: Der Nur-Kletterer ist hier fehl am Platz. In Verbindung mit dem Vorbau, dem Ausstieg über den Nordgrat, sowie der Abstieg übers Hochglückkar wird ein richtig gutes Alpinprogramm geboten. Im Anspruch vergleichbar, aber etwas weniger ernst als die Touren an den Lalliderern. Zur Absicherung dienen lediglich ein paar Haken zwischendurch. Somit bleibt reichlich Raum für eine intuitive Routenfindung.

Material: 1 Satz Rocks, Friends WC #0.5 - 3.5, evtl. Hammer+Hakl für den Notfall sinnvoll

Topo: Panico - Karwendelgebirge, AV-Führer Karwendel