27 Juli 2009

Moulin Rouge - Rotwand

Viel Überredungskünste benötigte es nicht, um den Tom von meinem Vorschlag, der "Moulin Rouge" an der Rotwand, zu überzeugen. Von den beiden Christoph Hainz und Oswald Celva wurde diese Tour 2002 nur mit Normalhackl eröffnet, bei dem wohl tonnenweise Schuppen und Pfeiler ins Tal verfrachtet wurden. Aber inzwischen ist die Tour recht gut ausgeräumt - doch beeindruckend bleibt eine Begehung auf jeden Fall!
Die meiste Zeit des Aufstieges tappten wir im Nebel rum. Erst unter der Wand bekamen wir diese zum erstenmal zu Gesicht.
Tom startet in die erste Länge. Hier täuscht der Eindruck mal nicht - die Rotwand steht nicht gerade für bombenfesten Fels ;-) Aber inzwischen ist die Tour recht gut ausgeputzt...
Tom in der ersten schweren Länge. Die Kletterei erinnerte mich stark an die "Ötzi trifft Yeti", nur nicht ganz so fest.
Danach gehts gleich mal in die Schlüssellänge. Zwar stecken nur Normalhackl, diese aber in einer angemessenen Menge - zumindest in den schweren Längen.

Innerhalb von wenigen Minuten verschwand der Nebel wieder und wir konnten die ersten Sonnenstrahlen genießen - und sogar den Fels: ist er grau, wird er sogar richtig gut.
Ein typischer Stand: drei bis vier Hackl - meist befindet sich zudem der Sichernde im hängenden Zustand...


Noch eine letzte schwere Länge...
...danch gings in zwei leichten Längen dem Ausstieg entgegen - auch wenn der ein oder andere Griff den entgegengesetzten Weg antraten.
Am Ausstieg gabs die typische 90°-Wende: flache Wiese statt felsige Vertikale.
Ob abgestiegen oder abgeseilt wird, ist wohl geschmackssache. Fürs abseilen sorgen einige schräge Seillängen für Abwechslung - ebenso die damit verbundenen Pendler...

100m über dem Wandfuß entlies uns der Nebel wieder. Nach ca. 9h standen wir wieder am Einstieg.
Während dem Abendessen entgleidete sich die Rotwand wieder und zeigte sich im herrlichen Abendrot: der Rosengarten - König Laurins Reich...
Die Moulin Rouge verläuft im Bereich der Bildmitte zwischen der Dibona und der Buhl.


Facts
Moulin Rouge (9-, 400m)
Rotwand, Rosengartengruppe - Dolomiten

Steile und beeindruckende Kletterei durch die schöne Westwand der Rotwand. Die Tour beinhaltet alles für einen tollen Tag: splittriger Fels, Absicherung nur durch Normalhackl und recht anhaltende Schwierigkeiten. Was will man mehr...?

Topo gibts auf der Homepage vom Christoph Hainz

Material: 60m-Halbseile, 16 Expressen, kleine + mittlere Friends

Abstieg: Entweder über den Normalweg (leichter Klettersteig) oder über die Tour abseilen.

26 Juli 2009

4 giorni una estate - Pordoispitze

Der Klassiker durch die Westwand der Pordoi-Spitze ist bestimmt die Fedele mit viel Staupotential. Weiter links wirds gleich mal steiler und schwerer. In einem recht trockenen Sommer bin ich sogar mal in den Genuß gekommen, die Niagara in trockenen Verhältnissen anzutreffen - eine sehr beeindruckende und ausgesetzte Wand. Die trockenere Steigerung dazu ist die 4 giorni una estate - auch wenn man hier seine Seife durchaus mitnehmen darf ;-)
Tom wurf diese Route in unsere Kletterwunschliste, da er nur begeisterte Kommentare gehört hatte.
Vor uns war schon eine Seilschaft am Werke. Allerdings waren die in der ersten Länge relativ lang beschäftigt, bis der Rucksack und Nachsteiger am ersten Stand waren.
Als ich dort ankam, waren die zwei schon dabei, abzuseilen. Auch OK, so hatten wir den Weg über uns frei.
Die ersten Längen auf das erste kleine Bandl zogen uns von Anfang an in ihren Bann. Auch wenn wie angekündigt die Bolt-Abstände recht sportlich sind, bleibt durch den genialen Fels alles im grünen Bereich.
Tom in der einzigen plattigeren Länge...
...welche uns zu einem mehr feuchten als genussreichen Felsstückt führten. Egal, beim Eisklettern ist's auch nicht trockener...
Bis zuletzt hatten wir die Hoffnung, dass die Tour den feuchten Bereich links passiert - doch die Bolts weisen den Weg genau mittendurch. "Huift ja nix!" waren Toms letzte Worte, bevor er diesen Part anging. Aber dies war genau sein Gelände: steil und großgriffig...
Die folgende Länge versöhnte uns wieder und spätestens am großen Band in der Sonne war alles vergessen...
Ab jetzt gings in der Sonne weiter :-)

Nur in den letzten beiden Länge lies die Felsqualität etwas nach. Hier wäre ich auch fast in den Genuß von ein paar Flugmetern gekommen, da der erhoffte Henkel nicht mehr an Ort und Stelle bleiben wollte...
Um uns den Abstieg bzw. das Klettern mit mehr Gepäck zu ersparen, entschieden wir uns im Vorfeld fürs Abseilen. Im nachhinein keine Fehlentscheidung: nach 1.5h Standen wir wieder am Einstieg.



Facts
4 giorni una estate (7a, 600m)
Pordoispitze, Sella - Dolomiten

Steile und anhaltende Kletterei durch die beeindruckende Pordoi NW-Wand. Die Felsqualität erinnert etwas an die "Messner" am 2. Sellturm - nur steiler, länger und schwieriger. Bestimmt eine der besten Touren in der Sella! Allerdings stecken die Bolts in recht sportlichen Abständen und zwischendrin kann nicht immer was gelegt werden. Aber der Fels lässt sich sehr gut "lesen" und klettern.

Topo gibts hier

Material: 60m Halbseile, 10-12 Expressen, kleine + mittlere Friends, Kevlarschlingen

Abstieg: entweder zu Fuß ins Val Lasties oder Abseilen.

25 Juli 2009

Plitschka - Torre delle Mésules Est

Für vier Tage konnte ich den Tom gewinnen. Nachdem das Wetter im Süden am vielversprechensten war, machten wir uns auf den altbekannten Weg in die Dolos. Um noch zu einem Felskontakt zu kommen, bietet sich immer wieder die Sella an.
Abseits der Massenströme der Sellatürme und des Ciavazes versteckt sich auf der Westseite der Torre delle Mésules Est, der vier kürzere, aber durchaus anspruchsvollen Alpintouren im Angebot hat.
Begeistert von der Geo wollte ich nun mal die Plitschka kennenlernen.
Der zentrale Wandbereich: mitten durchs markante Dach zieht die Geo hoch, die Plitschka verläuft immer links des gelben Wandbereiches.
In den ersten beiden Längen sorgen Sanduhren für die grobe Orientierung, wobei diese vor allem in der zweiten Länge manchmal nicht so einfach ist.

Zwar ist der Fels richtig kompakt und löchrig, aber nicht immer gut zum Absichern. Lediglich in der dritten Länge steckt vor der Platte ein einziger Bolt.
Tom startet in die letzte schwere Länge - danach gehts leichter zum Gipfel-Steinmandl.Über ein Band wird Richtung Grödner Joch abgestiegen und man gelangt nach einer guten halben Stunde wieder zum Einstieg. Sehr gemütlich... :-) Nein, über einen Bruch braucht man sich in der Tour keine Gedanken machen...Facts
Plitschka (7, 200m)
Torre delle Mésules Est, Sella - Dolomiten

Beeindruckende Tour in der steilen Westwand des Torre delle Mésules Est, die auf nur 200m Wandhöhe alles bietet, was man sich von einer Alpintour wünschen kann: steile Kletterei in einem super Fels und die geringe Anzahl an fixem Material lässt genug Freiräume zum kreativen Klettern - und natürlich für Verhauer ;-)
Wer gefallen an der Tour hat, wird auch von der benachbarten "Geo" oder der leichteren "Brunsin" begeistert sein. Vor allem die "Geo" bietet eine interessante Länge mitten durchs markante Dach...

Topo gibts hier

Material: 60m-Halbseile, 1 Satz Rocks + Friends bis WC #3, Kevlarschlingen, ~ 10 Expressen

11 Juli 2009

Badile - Nordgrat

Noch am Nachmittag nach der Kletterei am Albigna wollten wir das gute Wetter für etwas längeres Ausnützen und so gings ins traumhafte Bondascatal weiter.
Ziel wäre die Cassin am Badile gewesen. Zwar noch bei kühlen Temperaturen, aber mit viel Sonne. Ursprünglich wollten wir im Bus noch Essen um dann am Abend noch auf die Hütte zu laufen. Aber nach dem guten Essen und dem Bier in der Hand hatte keiner mehr von uns beiden so recht lust, jetzt noch raufzulaufen. So entschieden wir uns, die 600hm zur Hütte auf morgen Früh zu verschieben ;-)

Um 4 Uhr stolperten wir noch schlafdrunken den Weg zur Sasc-Furä rauf. Während es dämmrig wurde, standen im Westen schon die ersten Wolken schlange - hätte es nicht ein wolkenloser Tag mit maximal ein paar Cirren sein sollen?!? Aber wird bestimmt noch und bis jetzt ist der Gipfel frei... ;-)
Nachdem wir nach 3h am Sattel angekommen sind, kam die große Enttäuschung: die Querung zum Einstieg der Cassin wäre eine ziemliche Harakiri-Aktion geworden, dessen Risiko wir beide nicht eingehen wollten. Zumal es schon mal vorkommt, dass der Serac eine Seilschaft mitnimmt...
Eine andere Seilschaft hat es an dem Tag geschickter gemacht: die sind über den Gletscher und dem Originaleinstieg eingestiegen...
Na gut, jetzt sind wir schon mal hier - also dann die Nordkante. Schaut auch recht gut aus.
Die untere Hälfte sind wir alles seilfrei geklettert. Ausserdem kam wieder die wärmende Sonne raus.
Ab der etwas schwierigeren zweiten Hälfte kam dann das Seil doch aus dem Rucksack raus ;-) Bemerkenswert an der ganzen Tour ist dann doch, dass sie ob der geringen Schwierigkeit über die gut 700hm kaum brüchige Passagen aufweist und die Kletterei durchaus genial ist.

Flo baut die letzte Zwischensicherung ab...
...ehe wir nach 4h auf dem Gipfel hocken.
Da wir keine Lust auf den Umweg über die Südseite hatten, gings den Nordgrat wieder runter: 1200m abklettern und abseilen - yeah!
Mal schaun ob wir rauf oder runter schneller sein werden...

Bald stehen wir wieder unten - nur noch zweimal abseilen. Inzwischen haben wir an einer Dreier-Seilschaft vorbeigeseilt, welche die Tour im Expeditionsstil mit Walki-Talkies anging. Desweiteren war noch eine weitere Seilschaft, bei der die Vorsteigerin mit einem breiten Grinsen ihren Sturz in den Normalhackl quittierte - und munter weiterstieg :-)
Geschafft! Sogar unsere Aufstiegszeit konnten wir um 15min unterbieten. Jetzt auf zur Hütte und zum Bierchen...
Auch die Schneefelder, welche in der Früh im Hartgefrorenem Zustand mit Turnschuhen (und immerhin einen Pickel) recht spannende waren, konnten nun im aufgeweichten Zustand gemütlich abgerutscht werden...

Auch wenn's mit der Cassin nicht klappte, so konnten wir uns trotzdem über eine super Tour auf den herrlichen Badile freuen. Next time...

Facts
Badile Nordkante (700hm, 5a, ~1200m Kletterstrecke)
Bergell

Klassische Gratkletterei, die den Ruf als eine der Schönsten besitzt. Wir waren ziemlich begeistert!
Durch die gebohrten Stände und den zahlreichen Zwischenhacken (BH, NH) kann die Tour auch recht schnell abgesichert werden.
Alle anderen, welche wir auf der Hütte noch angetroffen hatten, planten den Abstieg nach Süden. Beim nächsten mal werden wir wohl trotzdem wieder abseilen. Zwar wird das obere Stück bis zum ersten Ring am Besten am laufenden Seil abgestiegen, danach kann aber mit etwas Umsicht gut abgeseilt werden. Hier ist es wohl am sinnvollsten, den Ersten abzulassen, da es so bestimmt weniger Probleme mit dem Seil gibt.

Material: 60m-HS, Satz Friends klein - mittel, Steigeisen oder mind. Pickel für den Zustieg!

Wir brauchten 3h Stunden vom Parkplatz bis zum Einstieg. Als Tagestour kommt man so auch auf seine +2000hm. Alternativ für die meisten Touren wäre noch ein Biwak am Einstieg oder das Zelt auf den Hängen oberhalb des Wanderweges zur Sciora aufzubauen.
Über den Weg zur Sciora gelangt man auch auf den Gletscher, welcher zum östliche Teil der Badile-Nordwand bzw. auch zum Cengalo-Nordpfeiler führt. Liegt noch Schnee in der Querung (heuer bestimmt noch länger...), ist diese Alternative bestimmt die Sicherere.

Topo: Schweiz plaisir Süd - Filidor Verlag