30 September 2009

Nordpfeiler - Spritzkarspitze

Grad aus dem Kaiser zurück, kommt ein Anruf vom Andi ins Haus geflattert, weil er noch mal den vielleicht letzten Tag vor der nächsten Kaltfront - und dem ersten Schnee?!? - nützen wollte, um im Karwendel noch was zu klettern. Die anvisierten Touren an den Lalliderern erschienen uns derzeit für eine Tagesaktion ohne Nachtschicht zu lang - oh, wir Weicheier ;-) - und so entschieden wir uns für den Nordpfeiler der Spritzkarspitze, der aus dem großen Ahornboden durchaus beeindruckend rauswächst.

Bis zum Brotzeitstoa gehts gemütlich, danach quert man weglos rüber zur Einstiegsschulter des Vorbaus. Inzwischen erfuhr ich auch, dass so manch hartgesottener Karwendelkletterer diesen Teil als durchaus eindrücklich in Erinnerung hatte bzw. gleich wieder umgekehrt sind...
Der Anfang ging noch Richtig gut - passt scho! OK, net zu früh gefreut. Im letzten Drittel wartet dann doch noch der Spaß... ;-)
Auf der oberen Schulter gehts dann nur noch über einen Grasgrat zum Einstieg hoch. Ha, von wegen nur die Allgäuer hätten so herrliche Steilgrasklettereien im Angebot!
Aber erstmal die ersten Längen in der wärmenden Morgensonne genießen. Kühl wirds noch früh genug, und brüchiger leider auch. Aber in der ersten Längen machts schon mal richtig Spaß!
Inzwischen liegt auch schon die schwierigste Länge hinter uns - und auch der feste Fels... Aber passt no, schließlich kann man in so schönen Kamin-Verschneidungen wunderbar ausspreizen.

Andi startet in den oberen kurzen Quergang. Im Prinzip ist die Linie ziemlich logisch und verläuft immer den absicherungsfreudigen Strukturen hinterher.
Drüben, Richtung Lampsenspitze scheint die Sonne, sonst merkt man deutlich den herbstlichen Sonnenstand.
Ach ja, da war ja noch die letzte Länge... Man kann den Kamin echt gut hochspreizen - aber entsprechend auch schlecht absichern. Hin und wieder wird vom Vorsteiger auch noch ein Steinchen runtergeschmissen, um der aussergewöhnlichen Felsqualität noch Nachdruck zu verleihen.
Danach ist der Teil II absolviert und man befindet sich in dem markanten Schuttkessel. Da der Weg bekanntlich über den Gipfel führt, gehts in Teil III weiter über den Nordgrat. Ein wirklich eindrücklicher Karwendelgrat in tollem Ambiente. Auch wenn der Fels vööööllig unerwartet brüchige Passagen aufweist, hats richtig Spaß gemacht.

Oben angekommen begrüßt uns endlich wieder die Sonne. Auch wenn im Hintergrund der lärmende Ahornboden liegt, so ist es immer wieder gewaltig, auf einem dieser einsamen Karwendelberge zu stehen und die Ruhe zu genießen.
Jetzt folgt noch der Weiterweg über die Eiskarlspitze in die Hochglückscharte. Danach heisst's runterschottern, bis die Knie rauchen. Schöner wird der Abstieg eigentlich nur noch im Winter ;-)

Im Abstieg kommt der Nordpfeiler der Spritzkarspitze wieder ins Bild.
Facts
Nordpfeiler [6+, 470m, Gesamt mit Vor- und Nachbau ca. 900hm]
Spritzkarspitze, Karwendel

Wie heisst's so schön im Panico: Der Nur-Kletterer ist hier fehl am Platz. In Verbindung mit dem Vorbau, dem Ausstieg über den Nordgrat, sowie der Abstieg übers Hochglückkar wird ein richtig gutes Alpinprogramm geboten. Im Anspruch vergleichbar, aber etwas weniger ernst als die Touren an den Lalliderern. Zur Absicherung dienen lediglich ein paar Haken zwischendurch. Somit bleibt reichlich Raum für eine intuitive Routenfindung.

Material: 1 Satz Rocks, Friends WC #0.5 - 3.5, evtl. Hammer+Hakl für den Notfall sinnvoll

Topo: Panico - Karwendelgebirge, AV-Führer Karwendel

28 September 2009

Potzblitz - Fleischbank

Zwischen der Dülfer und der Rebitsch-Spiegel zieht an der Fleischbank eine markante Rissspur komplett rauf. Potzblitz, so a scheena Riss! Von der Tour blieb mir aus dem alten Topo-Führer vom Kaiser ein Bild vom Michi Hoffmann in der ersten Länge in Erinnerung. Dass ich aber da mal selber zum Zuge komm, hätt ich damals nicht gedacht. Zusammen mit'm Basti liebäugelten wir schon recht lang auf die Tour. Nach einem Telefonat war er auch gleich zu begeistern. David war dann auch gleich dabei, vor allem da die Schneiderfahrt letztes Woche im Irschenberger McCafé Aufgrund der überaus gesättigten Luftfeuchtigkeit endetet.
Taugen eigentlich Crocks für den Abstieg? Basti wollts mal testen...
Bei einem flotten Dreier darf immer einer dran glauben, während die restlichen Zwei von unten im Idealfall durch aufmunternte Zurufe dafür sorgen, dass deren Toprope oben ankommt bzw. einfach nur dumm daherschwätzen... Hier triffts den Basti in der ersten Länge. Aber mit drei willkommenen Hackl und ein paar guten Placements lässt sich die erste Länge gut klettern.
Basti startet in die zweite Länge...
...dann in die Dritte. Nachdem die absicherungstechnisch schwierigste, erste Länge absolviert wurde, folgen nur noch schöne Risse in allen Breiten und Unbreiten.
Fürn Basti ist die Arbeit heute getan. Jetzt wird nur noch entspannt nachgestiegen.
David und ich knobeln - mir bleiben die letzten Längen.
Auf den David wartet eine lange Länge mit zwei etwas mühsam zu kletternden Stellen. Aber er hat noch ein Lächeln für uns übrig...


Eine leichte Länge führt zusammen mit der Rebitsch-Spiegel zum letzten Part. David freut sich schon über den steilen Riss. Wie viel man hier wohl klemmen kann??

Die letzte Länge startet gleich mal etwas kraftig, löst sich aber super auf. Danach gehts über eine Rissverschneidung hoch zum Stand.
Na, dann bleibt mir doch glatt noch die letzte Länge - welch gemütlicher Tag ;-) Kurz zwei Leisten herzwicken, dann gehts wieder in einem abartig wasserzerfressenen und griffigen Riss rauf. Das Ende ist noch mit ein paar Wasserrinnen dekoriert - genial!
Nach einem kurzen Sprint über den Nordgrat hocken wir bald am Gipfel. Falls no jemand das Topo der Tour sucht, wird hier im Gipfelbuch fündig. Nachdem die letzten Balisto-Vorräte geplündert waren, lockten bald die Hopfenkaltschalen der Griesner Alm.

Ach ja, der Basti war über die Alpintauglichkeit der Crocks überaus begeistert...!

Facts
Potzblitz [8-, 260m]
Fleischank, Wilder Kaiser

Steile, geniale und teils ganz schön rauhe Risstour. Am anspruchsvollsten fanden wir die erste Länge, der Rest lässt sich dann nervenschonden absichern. Vor allem die letzten beiden Längen sind noch einmal das Sahnehäubchen.
Die erste Länge schmücken drei Hakl, danach sind maximal ein bis zwei pro Länge zu finden. An den Ständen stecken meist ein alter Bolt+Hakl, die aber meist durch Mobiles gut aufgerüstet werden können.

Material: ~10 Expressen, 1 Satz Rocks, Cams #.3 - 3/4

Topo: Panico - Wilder(er) Kaiser oder hier

27 September 2009

Die Nase - Urlkopf

In einer sonnigen Bar beim Mittagsratsch mit'm Dirk kam uns die Idee mit der Nase am Urlkopf. Also am Sonntag reingedüst auf die Loferer Alm um am Parkplatz wieder die üblichen Verdächtigen zu treffen.
Zustieg durch Abstieg, äh Abseilen. Mit Flip-Flops gings dann rüber zur Nase.Hier lässt sichs in der Sonne und bei dem Panorama super aushalten. Und viel los ist heut auch nicht. Perfekt :-)
Wo ein Riss, ist auch ein Weg - dem Motto folgt die Tour bis zum Dach. Und man wird nicht enttäuscht.
Die zweite Länge startet gleich mal mit einem netten Fingerriss, dem dann griffiges und feuchtes Gelände folgt. Schon hier kommt man bereits voll in den Genuss der steilen Wand.

Gut aufgewärmt gehts in die Schlüssellänge. Sah zuerst nach leichter, grossgriffiger Risskletterei aus mit bösem Ende. Doch dem war nicht so: hier ist eher Ausdauer mit Klemm-Power gefragt. Durch die super Absicherung kann man hier einen so sorgenfreien Tag wie im Klettergarten genießen - mit ebenso genialen Metern.
Beim zweiten Versuch konnte Dirk die Länge gleich klettern, ich hatte dagegen meinen Durchhänger zum Schluß ;-) Egal, dafür lief die nächste Länge gleich rein: einem abgefahrenen Quergang direkt an der Dachkante. Dirk bereitet sich auf seiner Schaukel auf die Länge vor.

Nach dem Dach wirds flacher. Die steile Kletterei wechselt in wasserzerfressene Platten. Leider waren diese teilweise etwas dreckig, aber von trotzdem noch schön. Dirk war da teilweise anderer Meinung ;-)


Oben angekommen findet man sich in den Latschen wieder. Also wieder die Flip-Flops an und mit einem riesen Smile gehts zurück zum Rucksackdepot.



Facts
Die Nase [160m, 9+]
Urlkopf, Loferer Alm

Durchaus hoch gelobt, hält die Tour, was sie verspricht: steile, ausgesetzte und abgefahrene Kletterei. Bestimmt eine der eindrucksvollsten Touren bei "uns". Wegen der Bohrhakendichte steht einem entspannten Klettertag im Herbst nichts entgegen.

Material: 11-12 Expressen, Haulbag/Rucksack kann gut nachgezogen werden.

Topo: Panico - Steinplatte

19 September 2009

Oberreintal - Gonda, Schober

Pause(n)-Tag im Oberreintal. Fast vor der Haustür, aber seit vielen Jahren erlag ich dem Glauben, der Zustieg sein einfach zu lang für einen Tag oder fürs Wochenende. Doch lies ich mich vom Andi überreden, da er hier noch ein paar schnelle Pause-Punkte einsacken wollte. OK, dann mal zeitig ab nach Garmisch. Nachdem ich durch mein Verschlafen das Frühstück ausfallen lies, war ich über den kurzen Abstecher zum Bäcker recht froh. Hier stiegen wir auch gleich mal auf unsere Radl über und machten uns auf den Weg Richtung Partnachklamm. Gesperrt für Radler? Passt scho, so lang noch niemand im Häuschen sitzt. Wobei der morgendliche Trail durch die Klamm im Halbschlaf schon mal ein paar koordinative Fähigkeiten vorraussetzt. Dafür kamen wir nach guten 1 3/4h an der Hütte an, wo wir mit einem leicht verpennten "Moin, moin..." für diese Gegend "typischen" Gruß von den ersten Kletterern empfangen wurden. Hei, mi leckst am Arsch...
Kurz das Kletterzeugs umgebunden, dann gings auch schon in die Dom-Rinne. Ziel war Pause No. 1: Gonda.
Obwohl saniert, kamen richtig alpine Gefühle auf: nur an den Ständen und ein Zwischenhakl fand man im gebohrten Zustand vor. Der Rest bestand entweder aus Rostgurken oder aus der eigenen Schlosserei.
Es kamen sogar noch zwei die Rinne hoch - kaum zu überhören, bei den Steinsalven, die sie in regelmäßigen Abständen lostraten. Gut, dass wir hier oben hingen.
Die unteren Längen boten richtig schöne und steile Rissklettereien.
Andi auf dem markanten Pfeilerkopf, der schon von der Hütte aus sichtbar ist. Etwa eine halbe Länge kann man sich noch über schönen Fels freuen, ehe er teilweise in eine variablere Konsistenz wechselt.
Oben angekommen, breitet sich das schöne Oberreintal aus. Auch wir kamen endlich in den Genuß von den wärmenden Sonnenstrahlen.
Vor der Hütte zieren immer noch ein paar Buchstaben die Ebene. Hei, mi leckst am Arsch...
Hier wartet unser nächstes Pause-Ziel No. 2: Schober. Sie verläuft durch die steile Nordwand des Schüsselkarturms.
Doch zuvor kam noch der obligatorische und lästige Abstieg in die Quere. Dafür ist man auch gleich am Einstieg drüben. Und wieder ganz allein...
Die erste Länge war teilweise feucht, lies sich aber durch den rauhen Fels super Klettern. Ausserdem stieg hier die Bohrhakendichte deutlich an.
In steiler und genialer Kletterei gings zum wohl originellsten Standplatz der Alpen: dem Schober-Bankl.
Mmmh, wohl doch kein Bier mehr drin...?!? Andi wollts einfach nicht wahr haben ;-)

Egal. So gings nüchtern weiter um die Kante und weiterhin steil bis zum Ende.
Ausstieg erreicht? Nun noch eine kleines Entscheidungstraining: Abseilpiste runterschottern oder in leichter Kletterei auf den Gipfel und hinten runter. Wir zogen den Gipfel der Abseilerei vor.
Von unten hüllte der aufsteigende Nebel leider schon wieder die Hütte ein. Bevors aber wieder zurück ins Tal ging, legten wir noch einen kurzen Boxenstop für ein Radler ein. Leicht dehydriert zeigte schon dies seine Wirkung beim runterlaufen. Aber die abschliessende Hürde, der "Trail" duch die Klamm ging besser als in der Früh... :-)


Facts
Gonda [6+, 270m], Oberreintaldom
Schober [6+, 240m], Schüsselkarturm
Oberreintal / Wetterstein

Gonda
Nach dem Aufstieg durch die Domrinne wird man erstmal mit einer schönen, steilen Risskletterei belohnt. Erst oben wirds teilweise brüchig. Wohl öfters mal feucht, was den Spaßfaktor nicht gerade erhöht. Beim Abstieg vom Dom sollte man noch etwas die Augen offen halten, um die zahlreichen Abseilstellen zu finden. Der Großteil kann aber auch gut abgeklettert werden.
Material: ein Satz Rocks und Friends #1-3

Schober
Die steile, griffige Kletterei lohnt auf jeden Fall. Als noch keine Bolts die Tour schmückten, war sie bestimmt eine recht eindrückliche Aktion. Nun kann man ohne größeren Bedenken die Tour einfach genießen.
Material: evtl. ein Paar Rocks / Friends

Topo: Panico - Wetterstein Nord

Zustieg: entweder zu Fuß in gut 3h oder mit dem Radl in knapp 2h (runter in 1h :-) )